Kleiner König und Mond Teil 3
Auf dem Grasfleck wird Winterschlaf gehalten. Aber eine kleine Geschichte hält tapfer die Stellung. Teil 1
und Teil 2 ist vielleicht einigen Lesern bekannt und wer es nicht kennt, kann es hier anklicken.
Wir haben keinen Fernseher, viele sind darüber erstaunt und fragen uns warum. Eine richtige Antwort habe ich eigentlich nicht. Wir hatten mal Einen, haben ihn aber kaum genutzt und dekotechnisch, war er nicht unbedingt mein Freund also habe ich ihn verschenkt. Vermisst haben wir ihn seitdem nicht und so ist es einfach, wie es ist. Früher, bevor der kleine Mann in meinem Leben war, hatte ich aber einen Fernseher und mehr Zeit, mein Lieblingssender war damals "Arte". Geschaut habe ich meistens nachts und nachts gab es auf "Arte" eine Art Sendeunterbrechung mit hüpfenden Schafen, vielleicht gibt es die ja noch immer, ich mochte sie sehr gern und konnte sie mir ewig anschauen. An einer Stelle erklang die seidenzarte Stimme eines Mannes der die ersten beiden Zeilen eines Gedichts von "Friedrich Gottlieb Klopstock" vortrug, das war meine Lieblingsstelle. das Gedicht heißt
"die frühen Gräber"
" Willkommen, oh silberner Mond,
Schöner, stiller Gefährte der Nacht!",
lauten die ersten beiden Zeilen und immer wenn ich den Mond am Himmel sehe, muss ich an eben diese Zeilen denken. Schon als Kind war ich fasziniert vom Mond, wie er so am Himmel hing und silbern glänzte und der kleine Mann teilt dieselbe Faszination. Im Winter, wenn es früh dunkel wird, sitzen wir gern am Fenster und schauen den Mond an. Dafür hat uns der Herr des Hauses eigens eine Fensterbank gebaut. :)
So war es selbstverständlich, meinem kleinen König eine Geschichte über unseren Freund den Mond zu schreiben.
Sieht aus wie ein Bügeleisen, ist aber das Sternbild des Nemeischen Löwen, mit dem Stern Regulus, übersetzt "Kleiner König". |
Einen
Freund finden... Mhhm … Wie findet man einen Freund?
Mit
Freunden ist es nicht, wie mit Erdbeeren, die zu Beginn des Sommers
dick und saftig im Erdbeerfeld liegen. Freunde sind Geschenke des
Lebens, sie kommen überraschend. Als kleiner König so auf seiner
Wolke saß, wurde ihm bewusst, dass seine Aufgabe keine Einfache war.
Er überlegte lange und gründlich.
„Mond
ist ziemlich groß, also machte es Sinn jemanden zu finden, der
ebenfalls groß ist, so groß wie Mond.“ Kleiner König stützte
das Kinn auf seine linke Hand.
„Ahhhh
Sonne! Sonne ist groß und sie wohnt wie Mond am Himmel!“ Was
kleiner König nicht wusste: die Sonne ist nicht so groß wie der
Mond, sie ist sehr viel größer und heiß ist sie. Nichts, ist so
heiß wie die Sonne.
Da
aber kleiner König dies nicht wusste, machte er sich auf den Weg zur
Sonne.
Lange,
lange, lange war er unterwegs und doch war er weit, weit, weit weg
von Sonne. Ihm wurde immer heißer, er begann zu schwitzen und sogar
seine Wolke dampfte vor lauter Hitze. Als er es nicht mehr aushielt,
machte er Halt, nahm all seine Kraft zusammen und rief: „ SONNE?“
Sonne
drehte sich zu ihm und kleiner König musste seine Augen vor lauter
Sonnenlicht zusammenkneifen. „Mensch Sonne, mach doch mal bitte
deine Heizung aus und dreh dein Licht herunter, das hält ja keiner
aus in deiner Nähe!“ „Hahaha“ lachte Sonne und es wurde wärmer
und heller, kleiner König hielt sich die Hände vor das Gesicht um es
zu schützen.
„Mutiger
kleiner König, wie tapfer du bist, so nahe an mich zu kommen, passe
auf, dass du unter meinem Feuer nicht verbrennst!“ sprach Sonne
mit warmer, heller Stimme. „Kannst du nicht weniger doll brennen?“
fragte kleiner König. Sonne lachte erneut, „Ohhh tapferer König,
ich wäre nicht die Sonne wenn ich brennen könnte wie ich mag. Immer
und zu jeder Zeit brenne ich aus vollem Herzen und erleuchte und
wärme die Welt. Ohne mich wäre es bitterkalt und düster, doch
neben mir ist es zu hell und heiß, auch für kleine Könige. Was
führt dich zu mir?“
Kleiner
König zog seinen Königsmantel aus, unter dem es eindeutig zu heiß
geworden war und fing an, seine Geschichte zu erzählen, er erzählte
von sich und seiner Wolke, von den Menschen und vom Mond, er erzählte
wie traurig Mond so alleine am Himmel war und wie sehr er einen
Freund brauchte und am Ende nahm er all seinen Mut zusammen um Sonne
zu fragen, ob nicht sie, die Freundin des Mondes sein könnte.
„Ach
mein lieber, kleiner König, Ich brenne schon so lange am Himmel, ich
war hier bevor deine Welt hier war. Ich bin der hellste Stern am
Himmelsgestirn und neben mir ist kein Platz. Ich erleuchte und wärme
deine Welt, aber mein Feuer ist so hell und heiß, dass alles neben
mir verbrennt, auch der Mond.“ Kleinem König fuhr der Schreck
durch die Glieder bei diesem Gedanken, er senkte traurig sein
Köpfchen. Die Sonne erkannte seinen Kummer und mit zarter Stimme
flüsterte sie: „Ich kann dir nicht helfen aber lass dir Eines
gesagt sein: auch wenn dein Weg noch so finster zu sein vermag und du
wenig Hoffnung in dir trägst, ist das Ziel zum Greifen nah, es
scheint nur noch nicht hell genug! Wärme dich von Zeit zu Zeit an
meinen Strahlen und denke in dunkler Stunde an meine hellen Worte und
dein Ziel wird dir erscheinen.“
Sonne
lachte milde und verabschiedete kleinen König, der sich traurig auf
den Weg zurück zur Erde machte.
Am
Abend, zurück auf der Erde, machte kleiner König es sich auf seiner
Wolke bequem. Er schaute hinauf zur Wolkennacht und da am
dunkelblauen Nachthimmel tauchte er auf, groß, hell und stolz stand
er am Horizont und tauchte die Welt in silbernes, mattes Licht.
Kleiner
König schaute hernieder auf die Menschenwelt, im Mondschein sah
alles friedlich aus und kleiner König war nicht mehr traurig, er war
voller Hoffnung. All seine Gedanken verliefen sich im Glanz des
einen Mondes, der sein Versprechen hielt, so wie auch kleiner König
das Seine halten würde.
Sanft
entschwebte er der Nacht hinüber ins Traumland und schlief ein im
Mondenschein.
Bunte Grüße
Herr Jakobi und Lila